Hallo liebe Freunde der Musik,
den Satz: Ich hatte keine Zeit zum Üben kennt wohl jeder Musiklehrer und hört ihn leider manchmal mehrmals täglich.
Ich als erfahrener Musiker weiß natürlich, dass das nicht die ganze Wahrheit ist, denn wenn man dann fragt, was hast du denn die ganze Zeit gemacht, kommen oft Antworten wie: ich war bei der Freundin, ich habe gezockt, ich war im Freibad…
Das alles ist ja in Ordnung und es wird dir kein Lehrer und keine Lehrerin vorschreiben, was du in deiner Freizeit zu tun hast, jedoch weise ich natürlich immer darauf hin, dass wenn man nicht übt, oder wenig übt, kommt man natürlich auch wenig voran, was letztlich dann einfach schade ist.
Wenn ich an meine Schulzeit zurück denke weiß ich jetzt natürlich, dass im Vergleich zu jetzt ich als Schüler unendlich viel mehr Zeit hatte, aber natürlich habe ich diese nicht genutzt.
Wer kennt es nicht: Nach der Schule hat man sich erstmal ausgeruht, Fernsehen geschaut oder etwas anderes gemacht, aber ganz sicher nicht jede Minute produktiv ausgenutzt. Und oft hat man sich erst abends ans Lernen für die Schule gemacht, oft blieb da natürlich zu wenig Zeit zum Üben.
Das Fazit ist aber: Ich hatte als Schüler viel mehr Zeit, ich habe sie nur nicht so sehr genutzt. Und genau so ist es bei jeder Schülerin und jedem Schüler. Da bin ich mir in den meisten Fällen ganz sicher.
Natürlich streite ich nicht ab, dass die Zeiten sich geändert haben. Ich habe mein Abitur 2007 gemacht, ohne Smartphone etc. Vielleicht war es einfacher, sich Zeit zu nehmen. Man war auch nicht ständig mit allen vernetzt. In dieser Zeit hat das alles erst begonnen mit Facebook etc. Aber nur am PC.
Wie ist es also heutzutage möglich, trotzdem Zeit für das Üben zu finden?
Die einfachste und beste Lösung ist ganz einfach: Man muss es sich als festen Termin einplanen, im Idealfall immer zur selben Zeit täglich, oder zumindest mehrmals wöchentlich, entscheidend ist aber, eine Routine aufzubauen. Anders wird man keine großen Erfolge feiern können. Und wenn es eine Weile gut läuft, dann wird spätestens, wenn es ein wenig schwerer wird (wenn man in beiden Händen in 2 Oktaven unterwegs ist und Noten wirklich lesen muss) wird der Karren irgendwann an die Wand fahren.
Alle meine Schülerinnen und Schüler kennen den Spruch:
Übung macht den Meister.
Ja, der Spruch ist Oldschool, aber er stimmt. Und an vielen Dingen wird sich nie etwas ändern, egal ob alles drum herum sich ändert, oder nicht.
Jetzt ist es ja so, dass sich viele vorstellen, ein Instrument zu üben bedeutet, jeden Tag jeweils mehrere Stunden zu investieren. Das ist natürlich eine schöne Vorstellung – und in 99 % der Fälle ist damit der Erfolg garantiert, aber natürlich wird das in der Praxis bei niemandem funktionieren.
Was ist also die Lösung?
Am effektivsten finde ich, dass man mehrmals am Tag kurz übt. Immer mal zwischendurch als Abwechslung: Vor oder nach dem Essen, vor den Hausaufgaben, wenn man von der Schule heim kommt und noch nicht im Chill Modus ist, wann auch immer.
Dazu ist es hilfreich, wenn das Instrument immer in greifbarer Nähe ist, dass man sozusagen ständig daran vorbeiläuft. Dann wird man automatisch mehr üben, als wenn das Klavier beispielsweise irgendwo im Keller steht. Ebenso empfiehlt es sich, die Gitarre, oder die Geige nicht einzupacken, sondern auf einen Ständer zu stellen, damit auch diese in greifbarer Nähe ist – glaubt mir – mit diesen Hacks wird es viel einfacher regelmäßig zu üben.
Wer wirklich auf Nummer sicher gehen will, kann sich noch Kalendereinträge, regelmäßige Erinnerungen auf dem Handy einstellen, die dann täglich zur selben Zeit angehen oder sich an mehreren Stellen in der Wohnung oder im Haus Post – Its platzieren, die einem immer wieder vor Augen sind.
Ein bisschen Disziplin muss natürlich sein. Von Nichts kommt Nichts. Und all diese Tipps bringen nur etwas, wenn man sich wirklich bewusst ist, was man tut und was man will.
Dazu ist es natürlich noch zusätzlich hilfreich, sich Ziele zu setzten und Fristen, bis wann z.B. ein Stück fertig gelernt sein muss.
Schülervorspiele sind dazu natürlich eine hervorragende Motivation, man kann aber ebenso ein Hauskonzert veranstalten, bei dem die ganze Familie anwesend ist und sich so motivieren.
Allesentscheidend ist letztlich die Regelmäßigkeit. Einmal im Monat Sport zu machen bringt nicht viel. 2 mal wöchentlich dagegen ist fast schon eine Erfolgsgarantie. Und so ist es auch mit dem Üben.
Wer einfach nur regelmäßig übt, sich feste Zeiten einplant, in mehreren kleinen Portionen täglich übt – dem kann ich den Erfolg garantieren.
So wie bei allem im Leben. Wenn man sich damit beschäftigt und regelmäßig, kontinuierlich Zeit investiert, dann wird es auch klappen.
Erfolg ist kein Zufall, sondern in 99 % der Fälle einfach nur das Ergebnis regelmäßigen Engagements und kontinuierlicher Arbeit.
Ich hoffe, diese Tipps konnten dir helfen oder dir zumindest einige Impulse geben und dich motivieren.
Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag!
Viele musikalische Grüße
Alexander Illg
Leiter der Musikschule im Silcherforum
Lenaustr. 2
74074 Heilbronn